Veränderungen

Ich sitze am Meer, der Sommer ist noch jung und gibt dem leichten Meereswind nur eine zarte Wärme mit auf seinen Weg über meine Haut..... mein Blick wandert über den Strand zum Wasser, das, aus Angst es könnte einmal ruhig stehen wie ein See, immer wieder seine Wellen mit kleinen weißen Schaumkronen an den Strand spült. Das Meer, so denke ich, ist immer in Bewegung und verändert sich bei jedem Wellenschlag. Aber ich sitze immer noch an der gleichen Stelle, bewege mich nicht. Ich schaue nur zu wie sich die Welt bewegt und dabei verändert.
   Ich bin gelähmt durch Verletzungen und Enttäuschungen, die das Leben mit sich brachte und die nur schlecht heilen wollen.
   Wie eine Marionette ohne Emotionen, Gefühle, ohne eigene Kraft....... lasse ich mich durch das Leben ziehen -  bin das ICH ?

Nein!

Wo ist meine eigene Energie und Kraft? Meine Liebe, mein Gefühl, das Glück?...... Es ist mir vorausgeeilt und ich bin nicht nachgegangen... ich bin zum ersten Mal im Leben wirklich stehengeblieben!

Ich lege mich in den, von der Sonne angewärmten, Sand und schaue in den Himmel, der so unwirklich blau schimmert wie auf einer Postkarte. Möwen, die ruhig und erhaben über das Meer segeln, streifen mein Blickfeld und ich folge ihnen mit meinen Augen, doch sie sind zu schnell und ich muss mich auf den Bauch drehen, um sie weiter verfolgen zu können. Ruhig ziehen die Möwen ihre Kreise, so, als träumten sie beim Fliegen, doch plötzlich schießt eine von ihnen auf die Wasseroberfläche zu, taucht kurz ab und fliegt mit einem kleinen Fisch im Schnabel wieder in den blauen Himmel hinein.
   Diese kleine Möwe hat in diesem Augenblick die große Welt in einem ganz winzigen Teil verändert, denke ich, als ich mich aus der Bauchlage erhebe und langsam zum Wasser schlendere.
   Ich suche mit den Augen die schönsten Steine, die das Meer auf seiner Reise um die Welt ausgerechnet hier an den Strand gespült hat, und hebe sie auf. Wenn sie noch feucht vom Wasser sind, so scheinen sie zu leben und leuchten in den schönsten Farben, die die Natur zu bieten hat, doch trocknen sie ab, verändern sie sich. Sie werden dunkel und geben ihre wahre Schönheit nicht mehr preis.
Ich werfe die Steine ins Wasser und schlendere am Strand entlang. Ich höre das Rauschen des Meeres so als wolle es mich für das neue Leben erwecken, ich spüre die Wellen, die ihr kühles Nass um meine Beine wirbeln, so als wollten sie mir sagen wie frisch das Leben sein kann. Ich atme tief durch, fülle die Lungen mit neuer Kraft, Energie und Mut und lasse das Ganze mit einem lauten Juchzen wieder raus.

Ich bewege mich wieder und ganz weit vorn da sehe ich noch die Spuren von der inneren Ausgeglichenheit, dem Glück und der Liebe . “Die hole ich wieder ein, wenn ich meine Welt in kleinen Schritten groß verändere,“ sag es und lauf los.


© Hedwig Galow  23.Juni 2006

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