Im Supermarkt
von Ingrid Töppler


Die Einkaufsliste mit allen Posten steht,
bevor man Besorgungen machen geht.
Ist man dann im SB-Laden,
verliert man oft den Faden.

Schon beim Suchen nach den Waren
lauern rings herum Gefahren.
Während man noch an Paniermehl denkt,
wird man plötzlich abgelenkt.

Man begegnet einer neuen Sorte Schokolade.
Ach ja, zu Hause ist sie gerade leer – die Naschschublade.
Man nimmt den Lockartikel in die Hand,
rein in den Korb, obwohl er nicht auf dem Zettel stand.

So geht es weiter, das Gestöber:
hier die Pistazien, da die Dose Leber
vom Ostseedorsch
ab in den Korb – ganz forsch.



Nur was man eigentlich wollte,
weshalb man sich aus dem Hause trollte,
ist noch nicht gefunden.
Verflixt – der Besuch kommt in ein paar Stunden.

Am Fleischstand nach langem Warten dann
schlurft endlich eine Verkäuferin von hinten ran.
Mit leerem Blick: „Bitte, was soll’s sein?
Vor Schreck fällt’s einem gar nicht ein.

Richtig: „ vier Kalbsschnitzel bitte, nicht zu klein.“
„Ham wa nich, kriegen wir erst zum Wochenende rein.“
„Wie ist es mit etwas Gänserillette?“
„Führn wa nich mehr, is den Leuten zu fett.“

„Kann ich dann vier Scheiben Zungenwurst haben?“
„Die is schon weggepackt, is gleich Feierabend.“
„Danke schön“, sage ich in kleinlautem Ton
und schleiche mich frustriert davon.

Die Dralle mit dem speckigen Kittel hat mich kleingekriegt.
Die SB-Crew hat im Kampf gegen den Kunden mal wieder gesiegt.
Nehmen wir’s heiter
und schauen mal weiter,
was sonst noch passiert.
Vielleicht werd ich doch noch als Kunde hofiert.



„Ich plane ein Menü mit Fisch und Garnelen.
Welchen Wein soll ich dazu wählen?“
fragte ich einen Spiddel
im weißlichen Kittel.

Sie können alles nehmen, was Sie hier sehen.
Wir haben nur Weine, die gut gehen.“
Irritiert schaute ich ihm hinterher.
Aber mein Anliegen kümmerte ihn nicht mehr.

In der Gemüseabteilung wollte ich es wagen,
noch mal einen „Experten“ zu fragen.
„hier die Teltower Rübchen – wie macht man die?“
„Teltower Rübchen? Keine Ahnung, die sah ich noch nie.“

An der Kasse dann zum Schluss
kommt es, wie es kommen muss.
Ganz böse Falle:
Die Bonrolle ist gerad alle.

Kassiererin ist neu,
klingelt erst mal Hilfe herbei.
Danach zwei Kunden mit Karten.
Auch da muss man ein bisschen länger warten.

Auf dem Zwieback ist kein Schild.
Langsam wird die Schlange wild.
„Rita, sag mal schnell den Preis!“
„Kostet das gleiche wie der Reis.“



Am Ende hat die Kundin festgestellt:
„Ich habe gar nicht genug Geld.“
Zurück die Würstchen und das Bier,
die Pommes und das Klopapier.

Auch die Kleingeldsuche
schlägt zeitlich sehr zu Buche.
4 € 19 soll die alte Dame löhnen.
„An die Münzen kann ich mich noch nicht gewöhnen.

Sind das 10 Cent? Ich hab’ die Brille nicht auf.
Sonst leg ich noch was drauf.“
Kassiererin mit hochgezogenen Augenbrauen:
„Zeigen Sie mal her, wir wollen mal schauen.“

Ja, jetzt passt es, man kann nur staunen,
durch die Menge geht ein Raunen.
Endlich verlasse ich das Einkaufsparadies
gehetzt, genervt, Laune ziemlich mies.

Tut sich der Supermarkt wirklich einen Gefallen,
wenn so die Fronten aufeinander prallen?
Es gab Zeiten, da war der Kunde König.
Heißt das neue Motto: „Den verhöhn ich?“


Copyright © 2005 Ingrid Töppler

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