Wenn wir nicht werden wie die Kinder

Freude braucht der Mensch zum Leben.
Tief beeindruckt uns das Schiller'sche Gedicht.
Doch wer soll uns Freude geben
In dem Riesenkampf der Pflicht?

Echte Freude ist ein Geschenk.
Schmeckt dem schal, der sie für sich erdacht.
Ach, wie ist unser Herz so eng,
Wie selten hab ich andern Glück gebracht!

Wer selbst nie von Freude wird beschwingt,
Wie sollt der Freude weitergeben?
Und hier unser Teufelskreis beginnt!
Was ists, das doch so trist färbt unser Leben?

Gar manchmal gings mir durch den Sinn:
Das Kind, tapsig, aber unbeirrt
Die ersten Schritte wagt,

Wie bestaunt es unsrer Erde Wunder
Und es lacht: Ich bin
Ein glücklich Wesen unter vielen,

Fühlt es froh, kein Zweifel nagt.
Ach, wie ärmlich, wie erbärmlich
Stehn wir neben diesem Kind!

Was ist uns denn Besitz, Macht oder Wissen,
Wenn unsre Tage stumpf und ohne Kühlung sind,
Die Ströme unsres Blutes schwer wie Lava fließen?

So fühlen wir - und wissen doch nicht Rat.
Und doch sind wir in unsren Pflichtkreis eingebunden,
Nach dem der ird'sche Tag zu wenig Stunden hat.
O, wird des Menschen Maß denn je gefunden?

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