Du warst einmal

Du warst einmal ein stolzer, weißer Engel.
Beschützt hast du die Menschen, die du liebtest.
Du liebtest sie, weil sie so menschlich waren
Aus Fleisch und Blut,
So anders als du selbst.

Sie weinten, waren traurig und ängstlich.
Sehr oft verstandst du nicht, warum.

Warum sie nur den Menschen, den sie liebten, verletzten?
Warum mussten sie sich bekriegen und waren froh
Wenn einer tot war, den sie gar nicht kannten?
Warum lachten sie, wenn die anderen weinten?
Warum?

Du liebtest sie - trotz allem
Denn du warst ein Engel.
Ein Engel voller Güte, voller Licht.

Du gabst dein Licht den Menschen, die es brauchten,
Damit sie nicht im Dunkeln irren mussten.

Und einmal trafst du ihn.
Er war ganz klein,
Zusammengekrümmt vor Schmerz
In einer dunklen Ecke, saß er nur da
Und konnte nicht mehr weg.

Sein Schmerz durchdrang dich
Und dir wurde kalt.
Ein seltsames Gefühl, das du nicht kanntest.

Du sahst, warum er so verzweifelt war
Und voller Schmerz, allein in einer Ecke saß.

Sein Herz - 
Es war ganz kalt.
Erfroren durch die Dunkelheit der Nacht.
Er saß ganz hilflos, ganz alleine
Und sah schon lange keinen mehr.

Du hast in sein Gesicht geschaut.
Und Tränen liefen dir, als du in seine Augen blicktest.
Sie waren voller Angst und suchten Hilfe in der Dunkelheit.

Ganz sanft umarmtest du ihn und gabst ihm Wärme.
Einen großen Teil von dir, damit er sich ein wenig besser fühlte.
Du gabst dein Licht, damit er sehen konnte.
Du gabst ihm deine Hoffnung, damit er wieder träumen konnte.
Und dann gabst du das kostbarste, was du besaßest.
Dein Herz, damit er wieder lieben kann.


Copyright © 2005 Alexander Kaiser

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