Wie geht es dir?

Allmählich erwachte der Frühling und die Sonne schien wieder zu lachen. Noch vor ein paar Tagen hat es geschneit, aber jetzt lachte der Frühling die Menschen an und verbreitete überall seine Wärme. Vielleicht kam der Frühling auch nur für heute heraus und morgen würde es wieder kalt sein, so wie immer.

Aber es interessierte ihn eigentlich nicht ob es morgen wieder kalt wird oder nicht. Er saß in seinem Schaukelstuhl auf dem Balkon und genoss die warmen Strahlen der Sonne. Seit langem fühlte er sich wieder gut und vielleicht würde dieser Zustand länger anhalten als nur einen Tag. Er schaute in den blauen Himmel und dachte an den Sommer. An den Sommer der noch kommt.
Die warmen Sonnenstrahlen berührten seine Arme und ihm wurde wieder warm ums Herz. Er schloss die Augen und genoss den Augenblick. Könnte es nur ewig dauern, dachte er. Könnte er nur die Zeit anhalten.

Die kleinen weißen Wolken durchstreiften den großen Himmel, als ob sie etwas suchten, oder waren sie einfach da? Kleine weiße Wolken.

Wie gerne würde er eine Wolke sein und einfach oben am Himmel schweben und auf die Erde hinab sehen.
Ein Vogel setzte sich auf die große Tanne, die gleich neben dem Haus war, und schaute ihn an.

Er wollte aufstehen und ihn berühren. Doch als er die Hand ausstreckte flog der Vogel weg.
Wie schade, dachte er und guckte zu, wie der Vogel hoch in den Himmel flog.
Er schaute ihm noch lange nach, und dann schaute er auf die Straße hinunter. Es war wieder still wie gestern, und irgendwo in der Ferne hörte er den Lärm der Autos und der Großstadt.
Doch ihn ihm war alles ruhig. Er schaute ein wenig müde all die Häuser an und dachte, was die Leute wohl gerade so machen?

Er erinnerte sich an seine Jugendzeit und an seine Frau, die vor zwei Jahren gestorben war.
Er hatte fast alles in seinem Leben erreicht und trotzdem war er nicht glücklich.

Wie lange werde ich noch leben, dachte er, wer weiß das schon.

Er guckte kurz in den blauen Himmel und ging wieder hinein. Er wollte sich wieder vor den Fernseher setzen um sich die Zeit zu vertreiben.

Es klingelte.
Wer kann das nur sein?
Langsam ging er zu der Tür.

Es war seine Tochter, die mit ihrem kleinen Sohn zu Besuch kam.
„Wie geht es dir?“, fragte sie ihn.
Er umarmte sie und sagte: „Schön, dass du gekommen bist.
Komm, wir gehen rein.“

„Opa, Opa, soll ich dir zeigen, was wir in der Schule gemacht haben?“, sagte der kleine Junge.
„Hier, ich habe dir ein Bild gemalt. Das bin ich mit meiner Mama, und das bist du.“

„Aus dir wird noch ein großer Künstler“, antwortete der alte Mann.
„Schön, dass ihr gekommen seid!“


Copyright © 2005 Alexander Kaiser

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