Hinkende Moral

Alle Tiere tragen menschliche Züge in ihren Eigenarten. Die Vergleiche kennen wir noch aus Kindertagen:

Reinecke Fuchs, der hinterlistige und schlaue Räuber; das Reh, dem die Scheu so angeboren ist wie seine Grazie; die Katze, die immer ihre eigenen Wege geht; Adebar Storch, der über den Dächern die Torheit der Menschen belacht.

Diese Unterschiede fordern heraus, wecken die Liebe in mir zu den verschiedenen Tieren.

Wer aber verschiedenartige Menschen liebt, ist unmoralisch. Die Moralisten zerreissen die Liebe, zerstückeln sie, bis nur noch die genormte Zuneigung zu einem Menschen übrigbleibt.

Die Moral duldet am Baum der Liebe nur den Stamm. Die verzweigten Äste, die jedem Baum ein anderes Aussehen geben, verurteilt sie als Sünde und stutzt sie zu lebenden Krüppeln.

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