Eheleben - damals und heute
von Gisela Poredda


Die Damen kriegten damals schon
im Eheleben Depression
Am Abend kam er heim, der Alte:
Ei, Frau, wo is' das Bier, das kalte?

Das Tischlein war da schon gedeckt
die Lippen hat er sich geleckt
angesichts der Köstlichkeiten
die ihn vom Hunger bald befreiten

Und seine Frau im grauen Kleid
war stets und ganz für ihn bereit
Die Lockenwickler noch im Haar
sie schon das nächste Kind gebar

Umringt nur von Geschrei, Gezeter
Seid endlich still, Klaus, Kurt und Peter
Die Windelberge wurden groß
Ach, Gott, was hat sie für ein Los?

Dann kam die Emanzipation
die Dame freute sich da schon
Endlich durfte sie auch schaffen
und sie begann sich aufzuraffen

Sie rast zur Arbeit, dann nach Haus
gemütlich sitzt der dicke Klaus
dort auf'm Sofa, ruft nach ihr:
He, Schatz, wo bleibt das kalte Bier?

Sie bügelt, kocht, saugt, wäscht und putzt
Das Haus ist trotzdem stets verschmutzt
weil Mann und Kinder gar nichts tun
als sich nur immer auzuruh'n

Gleichzeitig wird von ihr erwartet
dass die Figur auch nicht entartet
Dass keine Falten je erscheinen
Orangenhaut nicht an den Beinen

Gekleidet sein muss sie adrett
einfallsreich, famos im Bett
Topp sitzen soll auch die Frisur
und die darf wenig kosten nur

Der Hund muss raus schon früh am Morgen
auch das darf die Mama besorgen
Das macht sie still, ganz nebenbei
da läuft die Nachbarin vorbei

Stolze 80, weißes Haar
die Augen leuchten wunderbar
Sie lächelt mit verschmitztem Mund:
Hast' keinen Gatten, bleibst' gesund

Sie einst acht Kinderchen gebar
tret' bloß nicht vor den Traualtar
Der Traum in Weiß in Scherben liegt
weil die Gewohnheit dich verbiegt

Du willst nicht länger Single sein?
Dann geh doch mal ins Altenheim
und hör' den alten Damen zu:
Ach, endlich hab' ich meine Ruh!

Und die Herren lauthals schrei'n:
Wir könn' doch nicht alleine sein.
Ich rat euch, liebe Singlefrauen
vor Männern besser abzuhauen.



Copyright © 2009 Gisela Poredda

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