Ein Augen-Blick
für eine Rose
Ich sah eine Rose liegen, ihr kräftiges Rot hob sich vom
nass-grauen Asphalt, auf dem sie lag, unwirklich ab. Unbeachtet und von
vielen Füßen getreten, hielt sie stolz an ihrer
Schönheit fest. Wer mag sich auf diesem Weg von ihr getrennt haben?
War sie ein Zeichen der Liebe und Versöhnung gewesen? Konnte ihre
Schönheit, ihre Zartheit die Herzen nicht erobern? War sie ein
Spielball der Gefühle? Wurde sie ein Opfer von Traurigkeit und
Wut, sodass man ihr keinen anderen Platz gönnte als den
nass-grauen Asphalt?
Unzählige kleine Regentropfen versuchten durch ihre zarte Feuchte,
die Rose zu beleben. Doch war sie von den Spuren gedankenloser Schritte
schon arg gezeichnet.
Nur ihr leuchtendes Rot strahlte sie in die graue leere Welt und hoffte
auf einen letzten Blick.
Ich sah eine Rose liegen, auf dem Weg nach Haus. Ihr kräftiges Rot
hob sich vom nass-grauen Asphalt, auf dem sie lag, unwirklich ab. Ihr
Stolz und ihre Schönheit nahm meine Gedanken gefangen, ich blieb
stehen, sah die Rose und spürte ihre Kraft und Ausstrahlung. Sie
nahm mir für einen Augenblick die grauen Alltagsgedanken ab, sie
schenkte mir ein kurzes Innehalten im Tagestrott. Ich nahm das Bild von
ihr in mir auf und es lebte in mir fort.
Die Rose ist schon längst nicht mehr, ihre Reste blies der Wind
fort... ich denke noch oft an sie und jedes Mal schenkt sie mir ein
Lächeln.
Copyright
© 2005 Hedwig Galow
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