Bronzekästchen

Ich habe ein Schmuckkästchen aus Bronze, einem altertümlichen Material, das manche Leute nicht einmal für schön halten. Oben sitzt, auf dem länglich ovalen Deckel, ein runder Knopf in Form eines Pinienzapfens, und unten stemmen vier schräg nach außen greifende Löwenfüße das Kästchen einige Zentimeter in die Luft. Das Innere ist - man errät es jetzt schon - mit violettfarbigem Samt ausgekleidet, jenem Stoff, wie man ihn für die Futterale von Musikinstrumenten verwendet. Ich will das Schmuckkästchen nicht schön reden, obwohl das natürlich leicht möglich wäre, aber sein Deckel - ich will sagen: das besondere Licht, das auf diesem Deckel liegt, wenn ein regnerischer Nachmittag ist und draußen in der Ferne ein Hund bellt und man vielleicht die Reste eines Himbeerbonbons im Mund bewegt, so ein Licht kann mein Schmuckkästchen wohl vertragen. Es glüht dann in einem stillen grünlichen Glanz, und man verzichtet sogar darauf, es zu öffnen, obwohl man von dem Violettschimmer in seinem Inneren weiss.


Copyright © 2005 Jonas-Philipp Dallmann

Zurück...