KLAGELIED EINER MUTTER

Hei Marie
versteh den Alltag!
Leute schlagen
Leute lachen
Leute hassen
Leute machen mal Krieg!

Hey Marie
SEI Alltag!
Leg deine Träume auf den Lattenrost
kriegst du Beulen und Schwellen
und im Alltag kriegst du Dellen.
Nun Marie, was kann man leichter lassen...
mit den Wölfen zu heulen
oder sich selbst loszulassen?

Aber was, Marie wenn...
dein kleines Kind weint weil
es hat Brei und Einerlei?
Sei still, mein Baby,
im Fernsehen hat ein Kind Hunger
seine Mutter ist tot.
Ich seh die Welt, und die Welt hat Not!

Mein Kleiner, siehst du
wir sind wohlgebettet.
Bekommst Hendl vom Wienerwald,
bekommst von McDonalds,
bekommst bis du dich übergibst
und nicht mehr verstehst...
Denke mein Kind!
Deine Ketten sind aus Seidenfäden gesponnen.
Kein Tier kann sie je durchbeißen
denn Tiere beißen nur
wenn sie jemand bedroht.
Versteh mein Kind...
die Natur tötet nur aus Not.

Hei mein Kind
du Mensch
töte niemals!
Nicht mal für Brot...
Nur Unmenschen töten mit Brief und Siegel
und glauben nicht an ihr Menschsein
denn sie sind verroht.

Mama
ich kenn die Powerrangers
die Critters
die Bad Boys
die Nobodies.
Wer, Mama, sind die Unmenschen?

Hei mein Kind, sie haben bunte Federn und sanfte Stimmen,
reden von Geld
und versprechen dir den Gipfel zu erklimmen.

Mama, woher kommt denn das Geld
das offensichtlich regiert die Welt...
ist es von meinen Brüdern?

Mein Kleiner, NEIN!
Die Brüder dieser Welt brechen Steine
ganz jung sind sie.
Deine Schwestern weben Teppiche.
Die Unmenschen sind Schweine!

Hei Marie - wach auf!
Denk nicht an Tod und Ungerechtigkeit.
Schlaf auf dem Lattenrost.
Wach nicht auf um zu sagen...
Mein Kind --- SEH die Welt---!


K.T. München Nov.1994



Copyright © 2004 Karin Tatarelis

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