Oktober 1991

Wir alle drehen uns im Kreise
und sehn darin oft nur den Schritt nach vorn.
Wir singen stets aufs neu die gleiche Weise
aus einem uralt fernen Lebensborn.

Zwar weiten vielfach sich des Kreises Ringe
und schaffen so uns frischen Raum,
damit im Geiste Werden uns gelinge;
doch ändert dies die Wehmut kaum.

Nach Jahren glauben wir uns wieder
am altvertrauten Ausgangsort.
Wir sangen viele neue Lieder
und zogen manchmal von uns fort.

Doch immer spürten wir ein Drängen,
als wär die Heimat nah und gleichwohl fern.
Im Licht des Lebens, seiner Schatten Längen
regt sich, wie stets, verhüllt der gleiche Kern.

Drum sing geduldig deine Lieder;
was zu dir strömt, ist Kraft und Not zugleich.
Im Fernen spiegelt sich die Nähe wider
und schenkt Bestand im flüchtigen Bereich.

Vielleicht ist dies des Lebensrätsels Wille:
daß wir im Wandel zu uns selber gehn,
um in der Einkehr demutsvoller Stille
ein Stückchen Wahrheit unverhüllt zu sehn.

(RW)

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