Des Menschen Heiligstes

Das unsichtbare, im Grunde unaussprechliche und unverfügbare Licht, das des Menschen Innerstes erhellt und wärmt, das dem Auge, Ohr nicht wahrnehmbar, dem er aber von Kindheit an mit seinem ganzen Wesen bewusst oder unbewusst, direkt oder auf Um- und Irrwegen zustrebt, dieses Licht erhielt schon viele Namen wie Mäntel umgehängt. Es scheint, als wollten die Menschen, die in dem Licht, gleich einem seltenen Naturereignis, während winziger Zeitbruchteile ihres Lebens standen oder nach ihm von einer Sehnsucht wie nach einem Leben ohne Wissen von Verlassenheit und Verworfenheit gezogen wurden, dem Licht Namen verleihen, um es dem kümmerlichen Schattendasein, das es in unserer Menschenwelt mit unzähligen Albernheiten führt, zu entreißen, um dem Unsichtbaren, mit keinem Sinn Fassbaren, wenigstens Namen und damit etwas wie Körperlichkeit zu geben.

Was sind das für Namen? Liebe, Zufriedenheit, Glück wird das innere Licht in der nicht transzendenten Sprache genannt. Gnade, Leben in und mit Gott, inniges Einssein mit Gott, Geborgensein im göttlichen Willen; so und ähnlich nennt es die Sprache der gottgläubigen Menschen. Leben im Einklang mit der Allnatur, im Gehorsam gegen das göttliche Gesetz nannten es die griechischen Philosophen, die Schüler der Stoa. Das sittlich Gute, das ethische Gesetz wird es in der Sprache der neuzeitlichen Philosophie genannt. Das ewige Gesetz in mir, nannte es Immanuel Kant.

Januar 1980

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