Manche Tage

Manche Tage sind für uns
Zum Glücklichsein nicht gemacht.
Wie wir uns auch mühen
Und Gewalt antun,
Die Wende gelingt uns nicht.
Entweder sind wir
Zu schwerfällig und einfallslos
Oder die Hürden wurden zu hoch
Aufgestellt.

Aber warum ging erst vorgestern
Und gestern
Alles noch so beschwingt,
Ja - unter uns gesagt -
manchmal sogar bravourös?
Was hat sich seitdem geändert?
Ist die Welt schlechter geworden,
Dass sie mir nicht mehr
des Kämpfens wert erscheint?

Denk doch mal nach:
Ich glaube, der Grund
Wird mir jetzt etwas klarer.
Noch bis gestern schwamm ich vergnügt
Und leicht, gelegentliche Störmanöver
In den Wind schlagend,
An der Oberfläche des Lebens dahin
Und konnte oder wollte nicht
In die tieferen Schichten hinabsehn,
Die auch mit Irrtum, Fehlern und Bosheiten,
Mit Leid und Tod durchwoben sind.

Nachdem ich dies erkannt,
Sprach eine Stimme tief in mir:
"Nun sei nicht töricht und verachte
Nicht das Leben,
Wenn du ein Stück der Wahrheit
Hast gesehen,
Die nicht nur süß, gar oft
Auch bitter schmeckt!
Sei tapfer und versuche nicht
Zu fliehen.

Das Chaos hellt sich auf, du siehst
Linien und Arabesken darin,
Die sich verändern und manchmal
Geheimnisvoll aufglänzen,
Blickst du nur ruhig
Und im Vertrauen darauf,
Dass weder Freude
Noch Leid immer währen und immerfort
Das Wechselspiel in uns geschieht
Und eine geheime Macht
Die Dinge stets verwandelt
Und wir nur die hohe Kunst
Lernen müssen,
Beharrlich und schlicht
Und unter manchem Verzicht,
Doch nicht verbittert,
Auf den Augenblick zu warten,
In dem die Wandlung sich vollzieht."

Mai 1983

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