Läuse
Erinnerungen von Waltraud Voigt
Vielleicht war ich 5, 6 oder 7 Jahre alt. Ich erinnere mich an Omas
Küche. Ich musste mit dem Stuhl genau unter die höher
gezogene Lampe rücken. Oma hantierte zwischen Küchentisch und
Herd. Meine Mutter stand hinter mir, neben mir und vor mir. Ihre
Hände teilten meine dünnen Haare.
"Da ist eine!" Knack. Was war denn das? Ich hatte seltsame Gefühle
dabei. "Da, da!" Knack. So ging das eine Weile, bis Mutti die
sichtbaren Läuse zwischen ihren Daumennägeln zerdrückt
hatte. Oma machte friedlich dabei das Abendbrot. Danach musste ich mir
am Waschschüsselständer mit Kernseife die Haare waschen
lassen. In der Nacht konnte ich dann sicher besser schlafen, ohne
lästiges Kopfjucken. Anschließend kam täglich der
Läusekamm zum Einsatz, ein Kamm mit sehr feinen, engstehenden
Zinken.
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2005
Waltraud Voigt
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